© Audi AG

Seit fast 140 Jahren gibt es nun bereits Automobile – doch das vergangene Jahrzehnt brachte mit Abstand die tiefgreifendsten Veränderungen in Sachen Design für die Autowelt.

30.04.2023 - By Martin Kubesch

Das Jahr 1886 gilt als Geburtsjahr des modernen Automobils. Im Januar des Jahres meldete der deutsche Ingenieur Carl Benz seinen drei-rädrigen Motorwagen zum Patent an. Nach etlichen Versuchen mit Dampf und Gas war es das erste »Auto« im modernen Sinn, das von einem Verbrennungsmotor angetrieben wurde. Beinahe 140 Jahre sind seitdem vergangen, in denen Form wie auch technische Fähigkeiten des Automobils unablässig weiterentwickelt und optimiert wurden. Aber nie zuvor gab es so tiefgreifende Veränderungen in Form und Funktion, wie sie sich in der vergangenen Dekade manifestiert haben. Neuerungen, die nicht weniger bewirken, als alles in Frage zu stellen, was bisher für das Design von Autos als unverrückbar galt.

Der beginn einer neuen Ära

Verantwortlich für diese disruptive Entwicklung sind zwei Faktoren: die unerschöpflichen Möglichkeiten der Digitalisierung sowie die zwingende Notwendigkeit zu mehr Nach-haltigkeit bei Bau und Betrieb von Kraftfahrzeugen. Das sind die künftigen Parameter der Fahrzeugentwicklung – und ihr Einfluss auf die Gestaltung der Autos ist gewaltig. 

Megatrend 1: Digitalisierung

Waren noch vor zehn Jahren in den meisten Fahrzeugen Bordcomputer, die Daten wie den Treibstoffverbrauch, den nächsten routinemäßigen Werkstattbesuch oder – als Gipfel der technischen Extravaganz – den Reifendruck anzeigen konnten, das digitale Nonplusultra, sehen moderne Fahrzeuge heute im Innenraum aus wie digitale Workstations: Ein (überdimensionaler) Touchscreen steht im Zentrum des Cockpits, über den nahezu sämtliche Pkw-Funktionen angesteuert und geregelt werden. Gleichzeitig ist das Fahrzeug mit dem Internet verbunden, bedient sich laufend diverser Apps und Dienste und -kommuniziert mit anderen Autos, Verkehrs-managementsystemen und teilweise sogar mit der baulichen Infra-struktur, um die Effizienz und Sicherheit des -Straßenverkehrs zu verbessern und gleich-zeitig die Fahrenden zu unterstützen. Zum autonomen Fahren, bei dem auch der oder die Lenkende nur mehr Passagier:in ist, ist es nur mehr ein Katzensprung. Für das Innenraumdesign der Fahrzeuge bedeutet das primär, dass der Touchscreen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt und die Anmutung im Fahrgastraum immer mehr Richtung Wohnlandschaft geht – Motto: zurücklehnen, entspannen und sich entertainen lassen.

Megatrend 2: Nachhaltigkeit

Etwa ein Drittel aller CO₂-Emissionen wird vom Straßenverkehr erzeugt und befeuert den weltweiten Klimawandel und dessen verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem der Erde. Längst stellt die Politik deshalb die Weichen, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe so weit wie möglich einzuschränken und so den Klimawandel zumindest zu verlangsamen. Folge: Die Automobilindustrie muss ihre Produkte radikal neu denken – von der Produktion (Stichwort Ressourcenverbrauch) bis zur Antriebsart. Aktuell sehen die meisten Hersteller dabei elektrisch angetriebene Fahrzeuge oder zumindest Hybridmodelle (also die -Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotoren) als Mittel der Wahl, um den CO₂-Ausstoß ihrer Fahrzeuge zu reduzieren. Mittelfristig sind für viele Expert:innen Wasserstoff-Brennstoffzellen zur Gewinnung elektrischer Antriebsenergie eine realistische Alternative zu den schweren, wenig umweltfreundlichen Batterien, die derzeit verwendet werden.

energy-boost fürs Design

Für die Optik der Fahrzeuge haben diese Entwicklungen einschneidende Folgen. -Einerseits setzen immer mehr Hersteller auf ressourcenschonende Materialien, wo dies möglich ist – für den wunderschönen »Range Rover Velar« etwa wird recyceltes Aluminium verwendet, Audi bezieht die Sitze im Elektrosupersportler »RS e-tron GT« mit wiederverwertetem -Leder, Polestar und Kia fertigen Innenraumelemente aus recycelten Kunststoffen. Und andererseits zollt das Design der  Forderung nach möglichst geringem Luft-widerstand mit immer stromlinienförmigeren Leichtbau-karosserien Tribut. Umso bemerkenswerter die Kunstfertigkeit der Designer, die »ihre« Marken trotz Diktat des form-gebenden Windkanals unverwechselbar und individuell erscheinen lassen – ob Porsche mit dem »-Taycan«, Alfa Romeo mit der elegant-sportlichen »Giulia« oder Fiat mit dem unver-wechselbaren elektrischen »500« – Charakter und Stil sind immer mit an Bord.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Jubiläumsausgabe

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