Arik Brauer: Der vielseitige Phantast ist tot
»Ich war so glücklich mit meiner Frau, mit meiner Familie, mit meiner Kunst und meinem Wienerwald. Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten, da existiert man nicht«, sollen die letzten Worte des österreichische Universalkünstlers gewesen sein, wie seine Familie gegenüber der APA mitteilte. Im Alter von 92 Jahren ist Arik Brauer am Sonntagabend verstorben. Er war einer der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus und arbeitet als Maler, Grafiker, Bühnenbildner sowie Sänger.
Sein Leben
Am 4. Jänner 1929 wurde Brauer in Wien als Erich Brauer in eine russisch-jüdische Handwerkerfamilie geboren. Sein Vater starb in einem Konzentrationslager, er selbst überlebte in einem Versteck. Nach dem zweiten Weltkrieg inskribierte der damals 16-Jährige an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl waren damals unter anderem seine Lehrer. Als er seinen Abschluss hatte, begab sich Brauer auf ausgehnte Reisen. Insbesondere seine Eindrücke aus dem Orient prägten seine späteren Werke.
Mit seiner Frau Naomi ließ er sich in Paris nieder, wo die beiden mit Singen ihren Lebensunterhalt verdienten und später erste Erfolge mit Ausstellungen feierten. 1964 kehrte Brauer nach Wien zurück. Neben seiner Kunst und der Musik war Arik Brauer auch als Grafiker, Bühnen- und Kostümbildner tätig. 1975 stattete er »Die Zauberflöte« (Kostüme und Bühnenbild) an der Pariser Oper aus. Ab Anfang der 90er Jahre beschäftigte sich der Künstler, wie auch seine Kollegen Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser, mit Architektur. In der Wiener Gumpendorfer Straße entstand ein »Brauer-Haus«, 1996 gestaltete er die Fassade einer Kirche in der Leopoldstadt.
Ausstellungen und Werke
Ausstellungen:
- 2003: Schieß nicht auf die Blaue Blume ...! im KunstHausWien, 11. September 2003 – 18. Januar 2004
- 2009: Arik Brauer und die Bibel – Zum 80. Geburtstag im Dommuseum Wien
- 2014: Von Generation zu Generation. Die neue Haggada von Arik Brauer im Jüdisches Museum Wien, 22. Jänner 2014 – 9. Juni 2014
- 2014/15: Arik Brauer - Gesamt.Kunst.Werk im Leopold Museum, 14. November 2014 – 16. Februar 2015
- 2019: Arik Brauer. Alle meine Künste, Jüdisches Museum Wien, 3. April 2019 – 20. Oktober 2019
- 2019: Arik Brauer. Phantastisch-Realistisch. Ein Lebenswerk, Kunsthalle Erfurt, 4. August 2019 – 27. Oktober 2019
Bildende Kunst:
- Vogelfang, 1962
- Turm aus gebrannter Erde, 1962/63
- Der Regenmacher vom Karmel, 1964
- Die Verfolgung des jüdischen Volks, Zyklus, ab 1973
- Menschenrechte, 1975 (Zyklus von Farbradierungen)
- Bühnenbilder und Kostüme zur Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart an der Pariser Oper, 1975
- Mein Vater im Winter, 1983
- Sesam öffne dich, 1989 (Fernsehspiel mit Tochter Timna Brauer)
- Arik-Brauer-Haus in Wien 6, Gumpendorfer Straße 134/136, fertiggestellt 1993
- Fassade der Pfarrkirche Am Tabor in Wien 2, 1996
- Fassade der Zwi-Perez-Chajes-Schule in Wien 2, Castellezgasse 35 (am Augarten)
- Fassade des Rathauses in Voitsberg (Steiermark) 2002
- Schieß nicht auf die blaue Blume, 2003
- Friedensverhandlung, 2003
- Adam im Feuerwind, 2003
- Sommernacht, 2003
Auszeichnungen
Das Leopold Museum in Wien widmete Arik Brauer zu seinem 85. Geburtstag unter dem Titel »Gesamt.Kunst.Werk« eine Werkschau und das Wiener Jüdische Museum präsentierte eine von ihm gestaltete Pessach-Haggada.
Während seiner Lebzeit erhielt der Ausnahmekünstler zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Österreichische Ehrenkreuz 1. Klasse, den Preis der Stadt Wien für Malerei und die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. 2015 wurde er für sein Lebenswerk mit einem »Amadeus Music Award« ausgezeichnet und erhielt zwei Jahre später im Rahmen des Antisemitismus- und Antizionismus-Kongress in Wien das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Anteilnahme von Bundespräsident und Kunst- und Kulturstaatssekretärin
Der Tod des vielseitigen Phantasts hinterlässt Trauer und Bestürzung. Bundespräsident Alexander Van der Bellen teilte mit: »Arik Brauer ist tot. Ein Künstler, wie unser Land - an kreativen Menschen so reich - nur wenige hervorgebracht hat. Maler, Musiker, Lehrer – kaum lassen sich seine Begabungen, kaum lässt sich sein Können angemessen aufzählen. Mit der Erfahrung von Antisemitismus, Verfolgung und Mord in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus aufgewachsen, wurde Arik Brauer zum kritischen Citoyen. Er mischte sich ein im besten Sinne des Wortes. Er erhob seine Stimme für Freiheit, Demokratie und Solidarität. Seine Bilder ebenso wie sein Engagement sind zum festen Bestandteil unseres kollektiven Bewusstseins geworden. Sie haben uns geprägt und unser Land in künstlerischer und in gesellschaftspolitischer Hinsicht verändert. Österreich wird diese Stimme, die so sanft und klar war, vermissen. Und sich dankbar dessen erinnern, was Arik Brauer unserem Land geschenkt hat.«
Auch die Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer meldet sich zum Ableben von Arik Brauer zu Wort, wie die APA mitteilt: »Arik Brauers Verdienste gehen weit über die österreichische Kunst hinaus, die er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark beeinflusst und geprägt hat. Er hat in allen Kunstsparten, in denen er tätig war, das Fenster zur Fantasie geöffnet. Viele seiner Werke - von den Liedern über die Bilder bis zu kostüm- und bühnenbildnerischen Arbeiten - werden allgemein, aber auch mir persönlich in Erinnerung bleiben. (...) Die Republik Österreich wird ihn als einen ihrer großen Künstler in Erinnerung behalten.«
»Arik Brauer lebt durch seine Kunst und die Erinnerung an seine humorvolle und wortgewaltige Persönlichkeit im Herzen der Kultusgemeinde für immer weiter. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau, den Töchtern und Enkelkindern«, sagt Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG).
(2/2) in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus aufgewachsen wurde Arik Brauer zum kritischen Citoyen.
Er erhob seine Stimme für Freiheit, Demokratie & Solidarität. Seine Bilder und sein Engagement sind zum festen Bestandteil unseres kollektiven Bewusstseins geworden. (vdb)— A. Van der Bellen (@vanderbellen) January 25, 2021
Arik Brauer - Seine Kunst
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