© Six Senses Zil Pasyon

Architektonische Highlights: Pools der Superlative

Swimmingpools müssen heute mehr bieten als die bloße Möglichkeit zur Erfrischung. Sie vervollständigen die Architektur, sind Wunder der Technik und Statik, dienen als stimmungsvolle Lichtquelle und sollen dabei immer auch noch ein Erlebnis für Körper und Geist sein. LIVING hat spannende Poolprojekte für Sie gefiltert.

07.06.2022 - By Manfred Gram

Keine Frage. Swimmingpools sind architektonische Statements. Und wie immer, wenn Statements abgegeben werden, muss man sich im Vorfeld sehr gut überlegen, welche Botschaft prägnant auf den Punkt gebracht werden soll. Und wie man diese inszeniert, damit nichts verhallt. Wie das geht? Der britische Stararchitekt Richard Hywel Evans, Head des Londoner Architekturbüros Studio RHE, zeigte es eindrucksvoll. Auf der kleinen Privatinsel Felicité auf den Seychellen verwirklichte er für das Resort »Six Senses Zil Pasyon« 28 Privatresidenzen, die elegant an den Hängen der Küste thronen.

So weit, so gut: Aber der kreative Baumeister und sein Team setzten noch eines drauf. Auf einem Plateau, etwas oberhalb gelegen mit Blick auf den indischen Ozean, stellte er weitere außergewöhnliche Villen in die felsige Granitlandschaft, die perfekt in die Umgebung passen. Das war durchaus eine Herausforderung, wie Richard Hywel Evans zusammenfasst: »Als wir den Standort zum ersten Mal sahen, war es unvorstellbar, dass dieser magische Ort bebaut werden könnte. Zu extrem war die Topografie und wuchernde Vegetation machte das Gelände unzugänglich.« Man hat es aber geschafft. Mit nachhaltigem Einklang mit der Natur und einem ökologischen Managementplan. Jetzt bilden die geometrischen Formen der Villen den perfekten Kontrast zu der weichen, verwitterten Inselumgebung. Und zwar höchst harmonisch.

Metaebenen Die Londoner Luxusresidenz Hampton Hall ist noch nicht gebaut, aber schon
verkauft. Neben riesigem Outdoor-Pool gibt es auch eine eigene Schwimmhalle. Und: Das Ganze ist auch fürs Metaverse als NFT zu haben. statelyhomesltd.co.uk

© Fine & Country

Ein Blick auf die Poolarchitektur des Projekts erklärt, warum Kontraste auch Harmonie erzeugen können. Obwohl strikt geometrisch, sind die Pools darauf ausgerichtet, alles in die Weite zu ziehen und zu öffnen. Der Blick, der so mit Horizont und Meer verschmilzt, tut dann sein Übriges. Gleichzeitig fungieren Wasser und Pool auch als Lichtfilter. Besonders beim kleineren Becken, dem Zweitpool, der sich auf der Terrasse über dem Wohnraum befindet und mit einem Glasboden ausge­stattet ist. Außen und innen, Umgebung und Natur – hier fügt sich alles elegant zu einem großen Ganzen zusammen: Richard Hywel Evans hat übrigens auch einen Namen dafür: Tarnkappenarchitektur. Man könnte das alles aber auch einfach als unauffällig auffällig bezeichnen.

Pools von New York. Schwimmen im Großstadtdschungel macht man am Dach. Hier der Pool,
der zum Showroom von Interior-Ausstatter Covet House gehört. Schlicht und effektiv. covethouse.eu

© COVET NYC

Flosse hoch, Nachbar:in

Ähnlich ging es wohl den Kreativen des griechischen Büros Kordas Architects. In der Athener Vorortgemeinde Kifisia im Norden der Metropole, ein Bio- und Design-Eldorado übrigens, verwirklichte man ein vierstöckiges Wohnhaus. Pools sind bei Bauprojekten in dieser Gegend Pflicht. Diese flotte Wohnresidenz gestaltete man durchsichtig mit einer Glaswand, die gleichzeitig Lichtquelle und Fenster für ein Schlafzimmer im Souterrain ist. Das macht wunderschöne Reflexionen und Farben im Zimmer. »Unser Ziel ist es, Gebäude und Orte zu schaffen, bei denen Architektur zeitgenössische Bedürfnisse abdeckt, die auf zeitlosen Werten basieren«, formuliert das Büro seinen Kreativansatz.

Hallo, Nachbar:in! Schlafzimmer mit etwas anderer Aussicht. Das Fenster zur Welt ist bei diesem griechischen Projekt eine Poolwand aus Glas. kordasarchitects.com

© Kordas Architects
»Meine Vision für den Sky Pool kommt vom Wunsch, die Grenzen zwischen Konstruktion und Ingenieurskunst zu verschieben.« – Sean Mulryan, CEO bei ballymore

Bei diesem Poolkonzept kann man das durchaus als erfolgreich bewerten, muss
allerdings ehrlicherweise hinzufügen, dass man das SeaWorld-Aquarium-Feeling mit vorbeischwimmenden Nachbar:innen mögen muss. Allerdings ist der Raum auch mit
Vorhängen ausgestattet. Die dann zuziehen ist auch eine Art von Statement.

Hoch hinaus

Nachbar:innen, die am Schlafzimmerfenster vorbeischwimmen, sind bei den spektakulären Poolprojekten, die in der Londoner City und in Abu Dhabi umgesetzt wurden, eher kein
Thema. Die führen nämlich in luftige Höhen. Einen gewissen Hang zur Durchsichtigkeit kann man aber auch diesen Bademöglichkeiten nicht ganz absprechen. Vor allem zeigen sie, wie
wichtig mittlerweile die Jagd nach Superlativen geworden ist.

Durch die Luft schwimmen Der Sky Pool in London verbindet eindrucksvoll zwei Hochhäuser miteinander und bleibt nicht nur Schwimmer:innen in Erinnerung. embassygardens.com

© Alberto Pezzali/AP/picturedesk.com

Der Sky Pool in London verbindet in 35 ­Meter Höhe zwei Luxuswohnhäuser an der Themse und ist komplett aus Glas. 25 Meter ist der Pool lang und statisch durchaus eine Konstruktions- und Ingenieurleistung. Immerhin müssen 400 Tonnen Wasser getragen werden. Aber es funktioniert, wie Sean Mulryan, Chef der verantwortlichen Baufirma Ballymore Group, erklärt, denn: »Die transparente Struktur des Sky Pools ist das Ergebnis der deutlichen technologischen Fortschritte des letzten Jahrzehnts.« Jetzt kann man, sofern mit Zugangsberechtigung und Schwindelfreiheit ausgestattet, ein Bad über der Themse nehmen. Inklusive Blick auf die US-Botschaft, die Houses of Parliament, Westminster und das London Eye.

Inselschönheit Das Londoner Architekturbüro Studio RHE lässt auf den Seychellen schroffe Felsen und geometrische Bauten ineinanderfließen. Zentral dabei: der Pool. studiorhe.com

© Six Senses Zil Pasyon

Einen Blick auf das weltgrößte Riesenrad, das Ain Dubai mit 260 Meter Höhe, erhascht man auch, wenn man eine Runde im weltweit höchsten 360-Grad-Infinity-Pool schwimmt. Der Aura Pool befindet sich auf 200 Meter Höhe im 50. Stock des Palm Towers, bietet eine grandiose Aussicht und gilt mittlerweile bei Gästen als »Island in the Sky«. Übrigens: Unweit von dieser Attraktion, im »Address Beach Resort«, befindet sich auch der höchstgelegene Infinity-Pool der Welt – der hat allerdings keinen Rundumblick. Ebenso wenig wie der Deep Dive Dubai, mit 60 Metern der tiefste Pool der Welt. Aber das ist wieder ein ganz anderes Statement.

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