Hoffentlich muss man im »The Dining Room« nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Laut Selbstbeschreibung wartet in diesem Restaurant in Hamburgs neuem Fünf-Sterne-Hotel »Fraser Suites« nämlich »ein Stück New York an der Elbe« auf die Gäste. Was, wörtlich verstanden, bedeuten würde, dass man in ein paar Jahren auf Foie gras verzichten muss. Glücklicherweise bekommt man hier aber noch eine sehr gut gemachte Schnitte dieser vielerorts verpönten Delikatesse, verfeinert mit einer hauchdünnen Schicht Schokolade obenauf, Rotwein-Ingwer-Birne und Brocken von Brioche (die allerdings Verbesserungspotentzial haben, da recht trocken). Ansonsten hat Chefkoch Daniel Thompson, gebürtiger Brite, einige US-amerikanisch angehauchte Rezepte im Portfolio. Darunter auch die hervorragende Suppe vom Maine Lobster mit exzellenter, sehr frischer Hummereinlage. Einer der Hauptgänge, die Ente à l’orange, stammt freilich ursprünglich aus Frankreich und wird von Thompson frei interpretiert: mit Rotkohltupfern, (zu) süßem Püree vom Kürbis und bissfestem Perlgraupenrisotto. Während die saftigen Brüste bar auf dem Risotto liegen, verpackt Thompson die Keule in eine Praline, die leider stark von Thymian dominiert ist. Die etwas unansehnliche, aber inhaltlich solide Weinkarte konzentriert sich auf Winzer der alten Welt. Doch wenn am Abend das Licht gedimmt wird und sich die dem Restaurant angeschlossene Bar füllt, ja, dann hat der große Saal tatsächlich »Great Gatsby«-Flair.