30.000 wunderschöne, von Hand bemalte Fliesen aus dem 19. Jahrhundert – dafür war »Cölln’s Austernkeller« immer schon bekannt. Aber auch dafür, dass es das älteste Restaurant Hamburgs ist und dass sich hier in den kleinen Separees so einige Politiker, Wirtschaftsbosse und Schauspieler ein Stelldichein gaben. Eine echte Hamburgensie also. Umso größer der Aufruhr, als bekannt wurde, dass der Hamburger Feinkosthändler »Mutterland« in Deutschlands ältester Austernstube ein Café eröffnen möchte. »Mutterland« bietet zwar Spezialitäten in hoher Qualität – aber dass sich nun das Traditionshaus in einen von vielen Café-Treffpunkten verwandeln sollte?Wer trotzdem das »Cölln’s« betritt, wird angenehm überrascht. Das moderne Interieur schafft einen äußerst ansprechenden Spagat zwischen Alt und Neu. Und auch Marc Müller, der sich schon vom »Noma« in Kopenhagen inspirieren ließ und im Stuttgarter Restaurant »SmØgen« einen Michelin-Stern erkochte, haucht dem »Cölln’s« einen neuen Spirit auf hohem Niveau ein: Eine würzige Estragoncreme rahmt ein handgeschnittenes Rindertatar mit Wacholder und wird von frischem Sauerklee auf geröstetem Bauernbrot getoppt. Ein perfekt gegarter Steinbutt begleitet die Neuinterpretation von Birnen, Bohnen und Speck. Aber das Beste kommt zum Schluss: rote Grütze mit weißem Schokoladenschaum, Butterkekseis und Beerenkrokant. Marc Müller will im »Cölln’s« die deutsche Küche auf ein modernes Niveau bringen. Dazu kombiniert er zum Beispiel eine Vierländer Ente mit wildem Kohl und gegrillter Birne. Oder Lebkuchenwaffeln mit Tonkabohnencreme. Die Weinkarte offeriert dazu alte Bekannte wie auch Überraschungen aus deutschen Topweingebieten – von der Ahr bis nach Baden.