Vingelz ist längst ein Teil von Biel geworden, die Rebberge auf ein Restchen geschrumpft. Geblieben ist eine ganze Reihe von Restaurants mit Seeblick, die auf eine lange Tradition zurückblicken. Das «Gottstatterhaus», ursprünglich ein klösterlicher Nutzbau, gehört seit 1748 der Familie Römer, die heute in neunter Generation hier wirtet. Der junge Adrian Römer bietet eine originelle Küche, die weit über die regionale Fischknusperli-Kultur herausragt. Exemplarisch dafür sind die frittierten Fischravioli mit Chili-Mayonnaise auf einem Rüeblisalat, der mit Erdnüssen, ein wenig Passionsfrucht und gepufftem Quinoa angereichert ist. Zusammen mit Fencheltempura ergibt sich ein etwas wilder, aber vorzüglicher Zusammenklang. Auch die Tomatensuppe ist mit einer Spur Passionsfrucht und guter Schärfe aufgepeppt. Die Seite vom norwegischen Lachs wird zuerst als ganze präsentiert, bevor Römer eine üppige Tranche davon herausschneidet und mit grosser Präzision gart. Dazu serviert er Saisongemüse und Kartoffel-Gemüsebällchen, die er in Sesam wälzt und frittiert. Unsere Herzen höher schlagen lässt die Dessertkarte. Da gibt es etwa schlichtweg Himbeeren aus dem Seeland, taufrisch zwar, aber weit von der landläufigen hochgezüchteten Konfektionsware und entsprechend aromatisch. Und dann gibt es hier noch die gute alte gebrannte Creme nach Grossmutters Art, vor allem aber einen klassisch zubereiteten und präsentierten Savarin, der schon fast für sich eine Reise wert ist. Nicht zu vergessen der Charme der Location selber: Die Terrasse bietet einen Postkartenblick auf den Bielersee, im Hintergrund grüssen der Moléson und der Mont Blanc. Wer unten im Garten sitzt, nimmt eine etwas kleinere Karte in Kauf, sitzt aber direkt am See.